Die M1 Rallye-Masters boten bei ihrem dritten Auftritt im Rahmen der Rallye-Weiz so ziemlich alles, was das Rallyeherz begehrt. Neue Autos und neue Piloten, sowohl sportlich als auch optisch und akustisch wurden ansprechende Akzente gesetzt. An der Seite von Andreas Aigner gab Peter Müller ein Comeback, womit gleich zwei Ex-Weltmeister die M1 bereicherten. Mit Rundstrecken-Ass Marko Klein kam ein weiterer prominenter Neuzugang in die M1-Familie, der nach zehn Jahren Rallyepause eine ansprechende Leistung zeigte. Dazu zwei neu aufgebaute M1-Boliden und vor allem viel Freude am Rallyesport - den Sieg feierte einmal mehr Günther „Knobi“ Knobloch.
Die heuer neu eingeführten M1 Rallye-Masters kommt immer besser in Fahrt - Fans und Aktive begrüßen die Initiative, Serienfahrzeuge in den Rallyesport zu holen und damit das Spektrum an Fahrzeugmarken und Typen zu erweitern. Aus dem „Testballon“ wurde gleich beim zweiten Lauf in Kärnten eine „Rakete“, als dort sage und schreibe zehn M1-Teams an den Start gingen. Auch beim dritten Lauf am vergangenen Wochenende, im Rahmen der Weiz-Rallye, war die neue Renn-Klasse mit acht Teams stark vertreten. Günther Knobloch nickt: „Es sind wieder zwei neue Fahrzeuge dazugekommen – und ich merke, dass auch die allgemeine Stimmung in Bezug auf die M1 Rallye-Masters mittlerweile sehr positiv ist. Es kommen immer wieder Fahrerkollegen zu mir, um mich auf die M1 anzusprechen, es werden gute und interessante Fragen gestellt. Von den Fans erhalten wir ohnehin durch die Bank ein positives Feedback – es wird ganz offensichtlich goutiert, dass wir die Artenvielfalt bei den Automarken erweitern.“
Längst wird an den Stellschrauben für die nächste Saison gearbeitet – einige Änderung wurde bereits hinter den Kulissen beschlossen. Ab 2017 werden nur noch Autos starten, die nicht für die Gruppe N homologiert waren. Das soll neue Fahrzeuge in den Rallyesport bringen, und für eine klarere Abgrenzung sorgen. Das Reglement und die Rahmenbedingungen der Meisterschaft für 2017 soll im Rahmen der Skoda Rallye Liezen im September vorgestellt werden.
Ein solches Fahrzeug ist ganz sicher der BMW 650i, mit dem Ex-Weltmeister Andi Aigner in Weiz die Herzen der Rallyefans höher schlagen ließ. Den „Hecktriebler“ schlossen die Fans an der Strecke umgehend in ihre Herzen, zumal der Bayrische auch akustisch zu glänzen vermag. Noch dazu saß eine echte Legende des Sports auf dem „heißen Sitz“: Peter Müller wurde im Jahr 2000 mit Manfred Stohl PWRC-Weltmeister und kehrte erstmals seit fünf Jahren ins Rallyecockpit zurück. Nicht nur seine leuchtenden Augen verrieten, dass dies wohl keine „Eintagsfliege“ gewesen ist, Müller bestätigte: „Ich habe wieder Blut geleckt, es hat einfach dermaßen Freude bereitet und ich habe mich sofort wieder wohlgefühlt im Auto.“
Sportlich wurde die Freude der M1-Drifter durch die Startnummernvergabe getrübt. Besonders, da auf der letzten Prüfung des ersten Tages heftiger Schüttregen für ungleiche Verhältnisse sorgte, sodass Aigner wie andere aufgrund seiner hohen Startnummer deutlich über drei Minuten einbüßte. Zwar fährt Aigner wie alle M1-Protagonisten in erster Linie aus Freude am Rallyesport und am vielzitierten „gepflegten Driftwinkel“, zugleich räumt der PWRC-Weltmeister des Jahres 2008 aber ein: „Sobald man im Auto sitzt, will man auch Leistung zeigen und das Maximum aus dem Wagen herausholen. Ohne den Umständen aufgrund der hohen Startnummer hätte es ein deutlich besseres Ergebnis werden können - hoffentlich lernt das Organisationsteam der Rallye, dass der wichtigste Faktor im Rallyesport immer noch hinter dem Lenkrad sitzt und dass man das auch bei der Startnummernvergabe berücksichtigt.“ Am zweiten Tag konnte sich Aigner von Platz 28 in der Gesamtwertung auf Gesamtrang 13 zurückkämpfen, was Rang zwei in der Klasse 9 – M1-Rallye Masters – bedeutet, entspannt zog er ein positives Resümee: „Das Auto ist gut gelaufen, die Zeiten waren so, wie wir es erhofft haben. Bei der Skoda Rallye Liezen, bei der ich ja als Veranstalter auftrete, werden wir den BMW vermieten - er ist jetzt ausgereift und es macht höllisch viel Spaß, ihn zu pilotieren.“
Günther „Knobi“ Knobloch ließ am zweiten Tag nichts mehr anbrennen und berichtete von einer entspannten zweiten Etappe: „Heute war ein richtig cooler problemloser Tag - ich hatte eine perfekte Ansage von Jürgen, wir sind eine gute Pace gefahren - das war heute ein fehlerloser Etappe und ich konnte auf den Prüfungen sehen, dass es auch den Fans sehr gut gefallen hat. Meine fünft-schnellste Gesamtzeit in Tannhausen und Rang neun in der Gesamtwertung trotz der Probleme am ersten Tag zeigt denke ich genauso das Potential des Konzeptes, wie die Top 10 SP-Zeit von Andreas Aigner im doch eher schwerfälligen BMW 650i.“
Wie schon in Kärnten mit dem Lokalmatador Alfred Kramer gab in Weiz ein weiterer prominenter Pilot seine M1-Premiere: Im Falle von Marko Klein war es zudem ein Comeback nach einer ein ganzes Jahrzehnt andauernden Rallyepause. Motorsportfreaks kennen Klein vor allem als erfolgreichen Rund- und Langstreckenpiloten, in Weiz wagte er sich wieder ins Rallyecockpit – gleich auf der zweiten Prüfung trieb Klein seinen Mitsubishi Lancer Evo IX zur zweitschnellsten M1-Zeit, am Ende der ersten Etappe lag er auch auf dem guten zweiten Platz der M1 Rallye-Masters. Am zweiten Tag jedoch mussten Klein und sein Copilot Markus Intichar wegen eines Defekts vorzeitig aufgeben.
Hinter Knobloch und Aigner lag bis zur vorletzten Sonderprüfung M1-„Urgestein“ und Mitgründer Reini Sampl in jenem Audi TTS Quattro, der als „Prototyp“ des M1-Regelwerks diente, auf dem tollen dritten Platz – doch dann ließ Reini den Audi wohl etwas zu schnell fliegen: „Wir sind auf dem letzten Rundkurs in den Wald geflogen und haben es alleine nicht mehr rauf geschafft - mit Hilfe der Zuschauer sind wir wieder zurückgekommen, aber das hat uns gleich einmal neun Minuten gekostet. Zum Glück wurde der Wagen nicht ernsthaft beschädigt.“ Sowohl Sampl als auch seine deutsche Copilotin Melanie Schmid blieben bei dem spektakulären Abflug unverletzt.
So konnten sich Florian Liendl und Evelin Gauster über einen Platz auf dem M1-Podium freuen – den Audi S3 hat Liendl mit seinem Projekt „Signed Street Motorsport“ aufgebaut und bereits in Kärnten zum Einsatz gebracht. Gemeinsam mit seinem Freund Kurt Huber hat Liendl auch jenen Renault Clio Sport RS aufgebaut, den Huber und Copilot Enrico Windisch in Weiz erstmals vom Stapel ließen. Am Ende belegten die beiden hinter Reini Sampl Platz fünf der M1 Rallye-Masters. Ein deutlicher Fortschritt – denn lachend erzählt Huber von seinem Rallyedebüt im Wechselland, als er den Audi S3 pilotieren durfte: „Da hatte ich mit Hansjörg Matzer ein spannendes Duell um den letzten Gesamtrang…“
Auf Platz sechs landeten Martin Ritt und Anne-Maria Obernhuber auf ihrem Mazda 323 BF2 GTX, womit die beiden bei ihrer ersten M1-Rallye gleich einmal eine Zielankunft feiern konnten. Bei der knüppelharten Schotterrallye im Schneebergland haben Ritt und Obernhuber ihren Mazda einem Rollout unterzogen, der wohl eher einem „Höllenritt“ gleichkam. Lachend erzählt Anne-Maria: „Wir haben gut angefangen, doch dann waren wir in Bezug auf die harten Streckenbedingungen wohl etwas zu schnell unterwegs. Der Unterboden hat sich aufgerollt wie eine Ölsardinendose und wir waren als ‚Schneepflug‘ unterwegs…“
Weniger leicht war jener Fehler zu finden, der sich im System des Peugeot 206 S16 GTi von Christian Pirz und Karl-Johann Reitmaier versteckt hatte. Reitmaier berichtet: „Wir hatten am Freitagabend auf der vorletzten Prüfung nur mehr das Abblendlicht zur Verfügung, was bei den Bedingungen sehr schwierig war. Wir haben dann den Wagen ins Service gestellt, konnten den Fehler jedoch nicht finden, sodass wir es nicht mehr rechtzeitig in den Parc ferme geschafft haben.“ Selbstredend, dass die beiden am zweiten Tag ihren M1-Kollegen an der Strecke die Daumen gedrückt haben.
Bei der Skoda Rallye Liezen am 24. und 25. September werden sie alle dann noch einmal ihre M1-Raketen zünden, und es wäre wenig überraschend, wenn auch dort wieder Neuzugänge bewundert werden könnten…
Ergebnis Rallye Weiz 2016:
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