Das Grande Finale der M1 Rallye Masters begann an der Spitze mit einem Schlagabtausch zwischen Initiator Günther Knobloch im Mitsubishi Lancer Evo IX M1 (Copilot Jürgen Rausch) und Reini Sampl (Copilotin Melanie Schmid), dessen Audi TTS so etwas wie das „rasende Versuchslabor“ für das Reglement der heuer erstmals abgehaltenen M1 Rallye-Masters für Serienfahrzeuge war.

Fotos: Harald Illmer, Günther Knobloch

Zunächst eröffnete Sampl mit der Bestzeit auf der abendlichen Superspecialprüfung auf dem Stadtkurs von Liezen, Knobloch musste sich nach einem Dreher mit Platz drei begnügen. Die rund sechs Sekunden Rückstand auf den führenden Sampl konnte Knobloch am Samstag mit zwei morgendlichen M1-Bestzeiten reduzieren – auf SP4 eroberte „Knobi“ mit einer echten Fabelzeit die M1-Führung zurück: So konnte er auf dem Rundkurs Weißenbach nicht nur Sampl um satte 20 Sekunden distanzieren, sondern auch mit der siebtschnellsten Gesamtzeit aufhorchen lassen. Auf SP5 jedoch brach an seinem Mitsubishi dann jedoch ein Sicherungsstift im Getriebe – der Steirer konnte den Evo im „Zweigang-Modus“ zwar noch in´s Service retten, aber noch vor der nächsten Prüfung musste der Steirer w.o. geben. So war der Weg frei für Reini Sampl, der als neuer M1-Leader „nur“ noch das Ziel erreichen musste. Etwas, das auf den heimtückischen Prüfungen mit dem vielen herausgecutteten Rollsplit, zahlreichen Teams nicht gelungen ist. Die hohe Ausfallsrate bei dieser Rallye spricht Bände, auch die M1 Rallye-Masters waren davon betroffen.

Reini Sampl und seine deutsche Copilotin Melanie Schmid blieben jedoch fokussiert und fehlerfrei – im Ziel jubelte der erste Champion der neuen M1 Rallye-Masters: „Sensationell! Wir sind im Ziel, haben nichts kaputt gemacht und wir sind jetzt auch in der Gesamtwertung vorne. Als Knobi ausgefallen war, hat uns zum Titel ja nur noch ein Punkt gefehlt – aber wie schon so oft gesagt: Zusammengerechnet wird immer erst am Schluss! Wir sind natürlich sehr stolz, es war ein geiler Sommer.“

Im Gesamtergebnis konnte Sampl Platz neun belegen, was ihn naturgemäß erfreut: „Mit dem neunten Gesamtrang haben wir zu dem zeigen können, dass man mit einem M1-Auto auch vorne mitfahren kann.“ Sampl, der neben Initiator Günther Knobloch als Arbeitsgruppenmitglied der M1-Rallye Masters ebenso an der Erschaffung der neuen Rennserie beteiligt war, zieht nach der ersten M1-Saison und vier gewerteten Rallyes eine optimistische Schlussbilanz: „Die M1 Rallye-Masters haben auch hier mit acht Nennungen gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg unterwegs sind. Wie schon in Weiz stellten die M1-Piloten über zehn Prozent des Starterfeldes - und es geht jetzt erst richtig los! Im nächsten Jahr werden es noch mehr Autos sein, es sind einige ganz tolle Fahrzeuge dabei, der Andi Wittmann zum Beispiel baut einen nagelneuen Ford Focus RS auf. Die M1 belebt die Szene – wir stellen einen goldenen Mittelweg dar: Coole Alltagsautos, die trotzdem recht schnell unterwegs sind.“

Dem kann auch Initiator Günther „Knobi“ Knobloch nur zustimmen: „Dass uns auf SP4 die siebtschnellste Gesamtzeit gelungen ist, freut mich natürlich sehr – nur die sechs Prototypen an der Spitze waren schneller. Wir haben nach meinem anfänglichen holprigen Start in die Rallye einen guten Rhythmus gefunden und konnten wie auch in Weiz die Pace vorgeben. Ab SP5 waren konnten wir nur noch zwischen dritte und vierten Gang wählen, obwohl Schmolli im Service noch mal alles probiert hat mussten wir schlussendlich nach Servicezeitüberschreitung mit Getriebeschaden aufgeben. Schade, denn die Skoda Rallye Liezen bot eine Superkulisse und es hat mir richtig Spaß gemacht, hier zu fahren.“

Spaß hatten auch Florian Liendl und Eveline Gauster in ihrem Audi S3 – auch wenn Liendl die Frage nach „heiklen Momenten“ lachend mit den ehrlichen Worten beantwortet: „Wir hatten nicht nur einen heiklen Moment, sondern vielmehr den gesamten Tag über immer die eine oder andere Schrecksekunde. Aber es ist alles gut ausgegangen.“ Sogar sehr gut: Denn Liendl landete in Liezen direkt hinter Markenkollege Sampl auf Platz zwei der M1 Rallye-Masters – in der Jahresendwertung belegte er hinter Sampl und Knobloch den tollen dritten Platz. Seine erste Rallye heuer fuhr Christian Zerzawy, der gemeinsam mit Hans-Christian Winkelmayer einen VW Lupo GTI souverän in´s Ziel und somit auch auf Platz drei der Wertung pilotierte.

Andere fielen bei diesen schwierigen Bedingungen aus der Rallye. Harald Ruiner etwa  machte Bekanntschaft mit einem hölzernen Gartenzaun, Enrico Windisch hatte im Lebel einen Unfall und rammte ein Verkehrszeichen. Die Nummer 53 (Ritt auf Mazda) startete gleich gar nicht, Karl-Johann Reitmaier kam auf der SP3 ebenso mit seinem Peugeot von der Strecke ab. Alle Beteiligten blieben zum Glück unverletzt, die Blechschäden werden diesen Herbst jedoch zu einigen arbeitsreichen Tagen führen.

Als Initiator der neuen M1-Serie zieht Günther Knobloch eine positive Schlussbilanz – zunächst jedoch gratuliert er dem ersten M1-Champion: „Dass Reini den ersten Titel der M1 Rallye-Masters gewinnen konnte, freut mich total – er hat verdient gewonnen, gemeinsam mit Melanie fuhr die gesamte Saison über eine sehr konstante und starke Pace bis in´s Ziel. Zu dem – bei seinen Top-10 Ergebnissen in der Gesamtwertung vergisst man gerne, dass Reini aufgrund seiner Querschnittlähmung die Arbeit für die wir zwei Hände und zwei Füße zur Verfügung haben, nur mit seinen Händen erledigen muss. Was er da zeigt ist schon großes Kino - das kann man erst einschätzen wenn man mal probiert hat, mit Handgas zu fahren. Für 2017 sind die Weichen längst gestellt: Die M1 Rallye-Masters wird nach dem sehr spontanen aber erfolgreichen Testjahr ab 2017 gut vorbereitet so richtig durchstarten. Im Vorfeld des ORM Finales im Waldviertel am 18. November - wo wir wie einige andere M1 Teilnehmer auch im Rahmen der „Racemasters of Austria“ teilnehmen werden – werden wir das neue Reglement und die Rahmenbedingungen der Rallye-Masters 2017 veröffentlichen.“

Ergebnis Skoda Rallye Liezen 2016:

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