Das Duo Ritt/Obernhuber meistert nach einem unglaublichen Aufbau-Endspurt an seinem Volvo die Schneebergland Rallye, und fährt nach dem Ausfall des WM-Duos Aigner/Minor - das mit einer schier unglaublichen Pace in die Rallye gestartet war – die volle Punktezahl in der M1 Rallye-Masters ein.
Fotos: Walter Vogler, Patrick Kielhauser
Als am Samstag um 9.00 im Rohr im Gebirge der vierte ORM-Lauf gestartet wurde, rollten nicht nur die mit Spannung erwartete Crème de la Crème der ORM-Szene in ihren WRC und R5 Boliden über die Startrampe, sondern auch ein WM-Duo. Der Ex-Welt- und Europameister Andreas Aigner saß - gemeinsam mit der ebenso in der Rallye-WM erfolgreichen Ilka Minor als Co-Pilotin - im Cockpit von einem der zwei gestarteten M1-Fahrzeuge. Aigner/Minor setzten diesmal jedoch nicht wie zuletzt auf ein WRC-Fahrzeug, sondern auf ein sehr ungewöhnliches, viel beachtetes „Rallye-Schlachtschiff“ – den BMW 650i. Der „Bayer“ war erst kürzlich beim Waldviertel-Rallyesprint vermietet, und daher bereits für den Schottereinsatz vorbereitet. Neben der unproblematischen Verfügbarkeit war natürlich auch die Tatsache, dass der Einsatz seines M1-Boliden nur einen kleinen Bruchteil des Einsatzbudgets von einem R5- oder WRC-Fahrzeuges verschlingt, Triebfeder für die Entscheidung des Obersteirers.
Das Schmunzeln in den Gesichtern von einigen Zusehern und Aktiven verwandelte sich nach einer 11. Gesamtzeit von Aigner/Minor in SP1 – die späteren Podiumspiloten Kris Rosenberger im Ford Fiesta R5 und Martin Kalteis im HA EVO VII konnten die 6,2 KM lange Eröffnungsprüfung mit ihren Allrad-Boliden nur um wenige Zehntelsekunden schneller hinter sich bringen – teils in Begeisterung, teils in ungläubige Fassungslosigkeit.
Etwas verhaltener aber mit ähnlicher Entschlossenheit startet das Duo Ritt/Obernhuber mit seinem neu aufgebauten Volvo 740 in die Rallye. Eigentlich hätte das Team schon zum Rallye-Start einen Pokal erhalten müssen, so unglaublich war die Geschwindigkeit, in der sie das „vermutlich billigste Rallyeauto Österreichs“ aufgebaut hatten. In nur etwas mehr als einer Woche verwandelte das kleine Privatteam nach dem Totalschaden ihres Mazda 323 im Wechselland den rund 115 PS „starken“ Volvo in ein Rallye-Auto mit allen Sicherheitsstandards nach FIA Vorgaben. Überrollkäfig, Feuerlöschanlage, Sitze mit Hans, Cup-Fahrwerk, ein massiver Unterbodenschutz und viele weitere Details mussten verbaut werden, ehe es zur technischen Abnahme ging. Die ersten Testkilometer waren SP1 – das die Performance bei den Rahmenbedingungen nicht für die vorderen Plätze reicht ist selbstredend. Das Team selbst und die Fans kümmerte das aber herzlich wenig, die Begeisterung der Fans über den sportlich bewegten „Elch“ war auf den Sp´s und im Fahrerlager deutlich zu spüren, und entschädigte die sympathische Truppe um Martin für die kurzen Nächte vor der Rallye.
Martin Ritt: „Ich wollte unbedingt starten. Die Rallye gefällt mir sehr, und als dank der Vermittlung von Georg Gschwandner einige Volvo-Freunde zusammenhalfen wusste ich, wir können es schaffen. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Georg, Thomas, Polt und meine Familie – der Aufbau war eine super Teamleistung.“ Eine ebensolche brachte über die gesamte Rallye hinweg auch Martin und Anna-Maria im Cockpit – mit kalkuliertem Risiko brachten die beiden das „neue Baby“ trotz eines Reifenschadens in SP3 letztlich unversehrt ins Ziel, und bekamen so die volle Punktezahl für den Sieg in der M1 Rallye-Masters gutgeschrieben. „Ich bin echt zufrieden – wir hatten wirklich Spaß bei der Rallye, und auch budgetär blieb alles im geplanten Rahmen. Wir sind weit unter 10.000 Euro geblieben – damit meine ich aber nicht die Kosten für die Rallye, sondern die Kosten für den Ankauf des Autos, die ganzen Teile, den Aufbau und die Rallye…“ gab der Obersteirer schmunzelnd zu Protokoll.
Andreas Aigner nahm den Ausfall, bei dem er nach einem etwas zu motivierten Anbremsmanöver in SP2 direkt neben dem nach Überschlag ausgeschiedenen Raimund Baumschlager zu stehen kam, mit Humor: „Wir haben nach schnelleren Fahrzeugen Ausschau gehalten, und diese gefunden. Unglücklicher Weise war der kleine Hügel hoch genug, um uns an der Weiterfahrt zu hindern. Wir sind leider out – bis dahin hatten wir aber sehr viel Spaß“.
M1-Mastermind Günther Knobloch: „Wir dachten eigentlich, dass im Schneebergland kein M1-Team startet. Einerseits, da bei den seriennahen Fahrzeugen im Schneebergland der Verschleiß recht groß ist, andererseits, da in der Serie nur die vier besten Ergebnisse zählen – und es gibt in Österreich bekanntlich fünf Asphalt Rallyes. Umso mehr hat es mich gefreut, dass die M1-Familie Andi mit der unglaublichen Performance im „Bayrischen Schlachtschiff“ und Martin mit dem fast ebenso unglaublichen Projekt „Bau ein Rallyeauto in einer Woche um ein paar tausend Euro“ zu der Rallye beisteuern konnten. Am 21. & 22. Juli startet die M1 Rallye-Masters im Rahmen der Rallye Weiz wieder in großer Mannschaftsstärke in der Steiermark durch.“
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